Heil Kaiser Dir.

Eine Soldatengeschichte von Graf Günther Rosenhagen
in: „Emscher Zeitung” vom 27.01.1896.


Als der Stallknecht Peter Hansen an einem schönen Oktobermorgen erwachte, stand klar und deutlich der entsetzliche Gedanke vor ihm, „heute mußt Du Dich stellen, heute Mittag um zwölf Uhr bist Du Soldat.” Ihn schauderte, für eine Minute kroch er noch unter die Decke, um die Welt und alle ihre Sorgen zu vergessen, dann streckte er nach einander die nackten Beine aus den Federn heraus und machte Toilette, gründlicher als sonst, denn rein gewaschen, so hieß es in dem Befehl, mußte er sich stellen. Dann ging es an das Abschiednehmen, seiner Herrschaft hatte er schon gestern Abend Lebewohl gesagt und einen Zehrpfennig und gute Ermahnungen mit auf den Weg bekommen, aber im Stall standen zwei Geschöpfe, die ihm mehr als alle Menschen an das Herz gewachsen waren, fast noch mehr als die Kathinka, die gestern Ströme von Thränen vergossen und ihn beschworen hatte, ihr auch bei den Soldaten treu zu bleiben, wie auch sie ihn niemals vergessen werde.

Mit rotgeweinten Augen trat Peter endlich aus dem Stall, wo Michel und Liese, die beiden, seiner besonderen Liebe anvertrauten Pferde ihm traurig nachblickten und schlug den Weg zu der etwa drei Stunden entfernten Stadt ein. Rüstig schritt er vorwärts, aber je weiter er kam, desto mehr verlangsamte er seine Schritte. Ihm graute doch gewaltig vor dem „Soldatenwerden”, mehr als er sich bisher selbst eingestanden hatte.

Bange gemacht hatten ihn gute Freunde auch genug und vor allen Dingen auch diejenigen, die niemals den bunten Rock angehabt hatten. Was wußten die nicht alles zu erzählen von der „Schinderei” beim Militär, wie die Rekruten geschlagen und gestoßen und ihres Lebens nie froh würden, wie es mehr Dienst gebe als Essen und was dergleichen Redensarten mehr waren. Aufmerksam hatte Peter solchen Worten gelauscht und wenn diejenigen, die zum Herbst abgeliefert hatten, ihm Mut zuzusprechen versuchten, indem sie darauf hinwiesen, daß Alles auf der Welt nur halb so schlimm sei, als es gemacht würde, so schüttelte Peter immer den Kopf: „Ihr habt gut reden, Ihr habt die Sache nun hinter Euch, da könnt Ihr wohl schöne Reden halten.”

So kam es, daß Peter sich bei den Soldaten sehr unglücklich fühlte, ein Vierteljahr hatte er nun schon den bunten Rock an und nicht ein Tag war vergangen, an dem er sich nicht zehnmal aus demselben herausgewünscht hätte. Stark und kräftig gebaut und an körperliche Arbeit von jeher gewöhnt, war er dennoch des Abends, nach Beendigung des Exerzirens, an allen Knochen wie zerschlagen. Die Füße brannten vom Marschiren, die Knie waren angeschwollen, die linke Schulter wies von den Gewehrgriffen blaue und grüne Flecken auf — ach, er fühlte sich oft hundeelend! Wenn er früher eine Stellung gehabt hatte, in der es ihm nicht behagte, wo mehr von ihm verlangt wurde, als er zu leisten geneigt war, hatte er seinen Dienst gekündigt, sein Bündel geschnürt und sich nach einer neuen Herrschaft umgesehen. Hier aber galt es auszuharren. Oft war es ihm schon des Nachts, wenn die Kameraden fest schliefen und er sich ruhelos auf seinem Strohlager hin- und herwarf, der Gedanke gekommen, aufzustehen und sich leise zu entfernen, zu fliehen für immer nach irgend einem Lande, wo es keine Soldaten gab, wo er nicht zu dienen brauchte. Aber die Furcht vor den strengen Strafen, wenn er ergriffen würde und die Ueberlegung, daß er seine Zeit dann doch noch „abreißen” müsse, hielten ihn stets noch im letzten Augenblick zurück, und vor Wut über sein Geschick heimlich die Fäuste ballend und mit den Zähnen knirschend, lag er wach bis zum nächsten Morgen, der ihm neuen Dienst, neue Strapazen und neue Anstrengungen brachte. Wenn die Vorgesetzten in das Herz ihrer Untergebenen hätten blicken können, sie würden erschrocken gewesen sein, zu sehen, wie es da drinnen aussah.

So kam Kaisers Geburtstag heran. Seit Wochen schon war in der Kaserne nach dem Dienst und während der abendlichen Putzstunden von nichts anderem die Rede. Kaisers Geburtstag — das Wort erfüllte Jeden mit solcher Freude, als solle er seinen eigenen Geburtstag im Kreise seiner Lieben, die fern von ihm weilten, begehen. Was gab es da nicht Alles zu beraten und zu besprechen! Natürlich wollte Jeder bei den Aufführungen, die vor dem Ball auf der großen Bühne des Festsaals stattfanden, teilnehmen, längst vergessene, in der frühesten Jugend geübte Künste, Kopfstehen, Handlaufen und ähnliche Scherze wurden von neuem versucht, in der Hoffnung, dadurch die Berechtigung zu erhalten, als Turner oder als Schlangenmensch auftreten zu dürfen. Wer immer einmal im Freundeskreis ein Kouplet gesungen und damit mehr oder weniger Beifall geerntet hatte, meldete sich als Komiker und wer das Tanzbein mit Grazie zu schwingen verstand, sah sich schon in Eskarpins und eleganten Lackschuhen vor einem fröhlichen Publikum als „Tanzkomiker” auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Mit Glück strahlenden Gesichtern kamen die als würdig befundenen von der ersten Probe zurück, aber auch die Andern, deren Kunst als nicht genügend bezeichnet wurde, waren bald wieder lustig und guter Dinge, denn das bevorstehende Fest bot ja soviel Freuden mannigfacher Art, daß für Jeden etwas abfiel.

Nur Einer saß Abend für Abend, wenn die Kameraden voller Ungeduld waren und mit dem Schicksal haderten, daß die Zeit so langsam verginge und Kaisers Geburtstag immer noch nicht wäre, auf seinem hölzernen Schemel vor seiner Schrankthür, den Kopf in die Hände gestützt und brütete dumpf vor sich hin; das war Peter Hansen. Was war für ihn Kaisers Geburtstag? Nur ein Tag der Schererei und Plackerei mehr. Er hatte schon jetzt „die Nase voll” und fragte den Kuckuck danach, ob er den Abend frei Bier, Liqueur und Essen bekam. Er hatte von Haus aus Geld genug und konnte sich kaufen, was er wollte, wenn sie — die Vorgesetzten — ihn nur in Ruhe lassen wollten. Sen ganzen Tag wurde jetzt geübt und gedrillt — vom frühen Morgen bis zum späten Abend — immer und beständig Parademarsch, daß die beine den Körper kaum noch zu tragen vermochten. Und wozu das alles? Nur um die Leute zu quälen und zu schikaniren, hatte die ganze Sache irgend einen Wert? Er knirschte mit den Zähnen, als er an die Scheltworte dachte, die ihm heute Morgen zugerufen worden waren, als er immer und immer wieder gegen den Takt marschirt war. Eine ganze Stunde hatte er nachexerzieren müssen und mit Hohnlachen hatten ihn die Kameraden begrüßt, als er endlich, in Schweiß gebadet, die Stube betreten hatte. Wie er sie haßte, sie alle zusammen — wenn er seiner Wut Ausdruck geben könnte, wie er möchte! Nun, ewig würden die zwei Jahre ja auch nicht dauern, dann, ja dann aber sollten sie ihn kennen lernen, sie alle, die sich so oft über ihn lustig machten und glaubten, er wäre zu nichts anderem auf der Welt, als sich von ihnen quälen zu lassen!

Endlich, endlich brach der langersehnte siebenundzwanzigste Januar an. Der Sturm und die strenge Kälte, die an den Tagen vorher geherrscht, hatten der Gewalt der Sonne weichen müssen, die hell und freundlich auf die Erde hinabschaute und den Menschen zulächelte, als wolle sie aus ihren Gemütern jegliches Ungewitter verbannen. Nur Freude und Glück sollte heute alle Herzen erfüllen.

In aller Herrgottsfrühe begann schon in der Kaserne der Dienst, soviel gab es noch zu thun, bevor die Feier beginnen konnte. Die Anzüge von der Kammer mußten heruntergenommen und verteilt werden, Appell unten abgehalten, die Helme mußten vor der Parade nochmals geputzt, die Gewehre nochmals gereinigt werden, die schlechten Exerzierer mußten noch ein Stündchen auf dem Korridor üben, damit sie hinterher nicht zu sehr auffielen, es war noch genug zu thun. Voller Freude und Zuversicht traten endlich die Mannschaften auf dem Kasernenhofe an, um zur Parade zu rücken und mit frohen Gesichtern kehrten sie nach einigen Stunden zurück: „Gut, sehr gut,” hatte der Kommandirende einigemale gesagt und das Herz der Soldaten höher geschlagen bei den lobenden und anerkennenden Worten, denn Lob und Anerkennung sind die einzigsten Güter, die der Soldat erringen kann, es sind die einzigen, aber wahrlich nicht die geringsten.

Nur einen hatten die Worte ganz gleichgültig gelassen, das war Peter Hansen, welchen Vorteil brachte es ihm, ob er gelobt wurde oder nicht! Nichts wie Arbeit hatte man von der Parade, nun konnte man wieder stundenlang sitzen und Stiefel schmieren, den Anzug reinigen und den Helm und die Patronentaschen putzen. Hatte er nicht eben so gut Anspruch an freie Zeit wie die übrigen Menschen, die jetzt bei dem schönen Wetter im Freien spazieren gingen und ihr Leben genossen? War diese Knechtschaft nicht zum Verzweifeln?

Mit einem Krach warf er in seiner Wut, die ihn plötzlich wieder ergriffen, seinen einen Stiefel gegen die Spindthür, aber keiner seiner Kameraden nahm davon Notiz. Sie kannten ihn alle als einen verschlossenen, Böses sinnenden Menschen, mit dem nicht zu verkehren und der nicht zu bessern war. Sie mieden seinen Umgang, er hatte nicht einen einzigen Freund in der Kompagnie. So kam es, daß Peter Hansen abends ganz allein dem Lokal entgegenschritt, in dem die Festlichkeiten abgehalten wurden. Es war sehr gegen seine Ueberzeugung, daß er überhaupt hinging, er fühlte sehr wohl, er paßte nicht dort hin, aber ansehen wollte er sich den „Rummel” doch mal, das kostet ja nichts — und außerdem gab es ja auch Freibier, hatte er sich aus Anlaß der Parade so schinden lassen müssen, so wollte er doch auch wenigstens abends etwas dafür haben und sein Bier und seinen Liqueur nicht seinen Kameraden oder gar Zivilisten überlassen, die heute weiter garnichts gethan hatten, als daß sie dreimal Hurrah riefen!

Als Peter Hansen das Lokal betrat, fand er dasselbe schon von einer festlich gekleideten und festlich gestimmten Versammlung angefüllt. Die vordersten Reihen der Sitzplätze waren für die Offiziere und deren Damen, die noch erwartet wurden, reservirt, aber sonst war jeder Stuhl, jedes Plätzchen besetzt. Jeder Soldat hatte einen Freund, ein bekanntes Ehepaar nebst Töchtern und Söhnen eingeladen, alte Krieger, die vor vielen Jahren im Regiment gestanden und den Feldzug in seinen Reihen mitgemacht hatten und wer sonst nur immer in irgend welcher Beziehung mit dem Truppenteil stand — Alle, Alle waren erschienen, aus ihren Augen und aus ihren Worten sprach die Freude, den heutigen Tag hier, mitten unter den Soldaten, feiern zu dürfen. Ungeduldig sah man nach der Uhr und von dort wanderten die Blicke wieder durch den Saal, der mit Fahnen und Bändern, Guirlanden und Kränzen, Waffen und Schildern geschmückt war und von dessen Decke herab ein mächtiger Kronleuchter seinen hellen Schein über die Festversammlung verbreitete.

Unwillkürlich hatte sich auch Peter Hansens, als er den Saal betreten hatte, ein gewisses frohes Gefühl bemächtigt. War es die Aussicht, heute Abend keinen Dienst zu haben, tanzen und morgen früh länger als sonst schlafen zu können? Er wußte es selbst nicht, er versuchte auch garnicht, sich über seine Gefühle klar zu werden, doch das merkte er, daß der Zorn, der ihn bisher über Kaisers Geburtstag erfüllt hatte, verschwunden war. Fast ohne es zu wollen, sah er sich plötzlich nach vorn vorgeschoben und einen Augenblick später ging eine Bewegung durch die Menge, Se. Exzellenz hatte mit dem ihm unterstellten Offizierkorps sowie den Damen des Regiments den Festsaal betreten. Es sah doch hübsch aus, wie die hohe, stattliche Gestalt Sr. Exzellenz, deren Brust mit Orden geschmückt war, durch die Reihen schritt, die Grüße, die ihm geboten wurden, freundlich erwidernd und hier und da einen alten Veteranen, der ihm wohl vom Feldzuge her bekannt sein mochte, die Hand reichend und wiederum fühlte Peter Hansen jenes undefinirbare Gefühl, das schon heute einmal sich seiner bemächtigt hatte.

Die hohen Herrschaften hatten ihre Plätze eingenommen und wenige Sekunden später rauschte der Vorhang in die Höhe. Von der durch hohe Blattpflanzen verdeckten Hinterwand der Bühne hob sich die übergroße Marmorbüste des kaiserlichen Herrn scharf ab, zu den FRüßen der Büste knieten in malerischer Stellung die Vertreter der verschiedenen Waffengattungen, Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pioniere und Train in ihren schmucken, kleidsamen Uniformen, das Ganze erhellt und erleuchtet von den stetig wechselnden bunten Lichtfarben.

Und nun erhob sich unter der feierlichen Stille der Versammlung der Sprecher und markig und gewaltig das Herz ergreifend und Begeisterung und Jubel entzündent und entflammend klangen seine Worte:

„Zur Winterzeit, wenn Schnee bedeckt die Erde,
Feiern wir stolz des Kaisers Ehrentag,
Des Kaisers, dessen mächtig schaffend Werde
Soviel des Heil's in Deutschland's Gau'n rief wach,
Ein leuchtend Beispiel für die deutsche Jugend,
Ein glänzend Vorbild jeder hohen Tugend:

Dem deutschen Volk.

Kein Feind ringsum! Sie fliehen scheu zurücke,
Vor des gestählten Willens Festigkeit,
Denn wie sein Ahn, so weiht er nur dem Glücke,
Der Größe Deutschlands seine Kraft und Zeit,
Und weil im Volk sich Kraft und Stärke üben,
Ist seines Herzens Liebling stets geblieben:

Das deutsche Heer.

Und Heer und Volk, sie stehen fest zusammen,
Geschaart um ihren kaiserlichen Herrn,
Gewärtig seines Wink's, wenn ernst die Flammen
Des Krieges lodern: auch zu sterben gern.
Und nun bringt dar die Dankesschuld von Deutschlands Söhnen
Und laßt den Jubel auf zum Himmel tönen:

Heil Kaiser Dir.”

Die Musik fiel mit der Nationalhymne ein und aus mehr denn tausend Kehlen erklang: „Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands, heil Kaiser Dir.” Es klang gewaltig und ergreifend und fast kein Auge blieb trocken. Das Lied war verklungen, der Vorhang hatte sich gesenkt und die Gruppe der Soldaten, die bei den Worten „Heil Kaiser Dir” ihre Schwerter gekreuzt und sie klirrend zusammengeschlagen hatten, den Blicken der Menge entgegen. Nun aber brach ein Jubel und Beifall los, wie diese Mauern ihn wohl noch nie gehört hatten, immer und immer wieder mußte sich die Gardine heben, die Versammlung konnte sich nicht losreißen von dem Anblick, immer von neuem wollte sie dem Kaiser ihre Huldigung darbringen.

Und zu denen, die am lautesten Beifall klatschten und am lautesten riefen, gehörte Peter Hansen. Mit jener Geschwindigkeit, die fast immer bei leichterregbaren Naturen einen Umschwung der Gesinnung hervorruft, hatte sich auch bei ihm die Wandlung in seinem Innern vollzogen. der Zorn, der ihn bisher beherrscht hatte, die Wut, in die er sich selbst hineingeredet, der Unwille, der ihn befangen hielt, das Gefühl der Knechtschaft, unter dem er litt — sie schwanden dahin, als er sah, wie die alten Soldaten den Festtag bei ihrem alten Regimente verlebten, wie er die Freude bemerkte, die die alten Veteranen beseelte, als Se. Exzellenz sie mit freundlichem Händedruck begrüßte. Das Eis seines Herzens schmolz, als er die jubelnde Begeisterung gewahrte, die die große Versammlung beseelte. Zwar wollte er sich zuerst noch einreden, daß das Alles ja Unsinn sei, aber die Worte des Redners fielen doch schon auf fruchtbaren Boden. Ja, ja, der Redner hatte Recht, wenn er sagte: „ein leuchtend Vorbild für die deutsche Jugend — ein glänzend Beispiel jeder hohen Tugend”. Was hatte der Kaiser nicht schon alles für sein Volk gethan, wie strebte er nicht unermüdlich danach, seine Untertanen glücklich zu machen, wie sann er nicht darauf, ihre Lage zu verbessern, soweit er es nur vermochte!

Und dankbar war das Volk dafür, er erinnerte sich eines Morgens, als er den Kaiser an der Spitze seiner Truppen aus dem Manövergelände heimkehrend, gesehen hatte. Unaufhaltsam war die Menge herangedrängt, Jeder wollte ihn sehen, Jeder einen Blick von ihm erhaschen. Und wie freundlich hatten die Augen des hohen Herrn gelächelt, ja, sein Volk liebte und er liebte sein Volk.

Und wie stolz und freudig hatten die Truppen ausgesehen, sie wußten, was sie an ihrem Kaiser hatten, an dem Kaiser, der „ihrer” war mit Leib und Seele, der keine körperlichen Anstrengungen und Strapazen scheute, der unermüdlich war vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Es war doch schön zu wissen, wie nahe die Soldaten dem Herzen ihres Kaiser stehen und plötzlich durchdrang Peter Hansen ein Gefühl der Freude, daß auch er Soldat, daß auch er den bunten Rock zu tragen für würdig befunden sei. Kein Ziel erreicht man ohne Anstrengungen und Mühen. Er hatte einmal in einem Kalender gelesen, wie auch der Kaiser als junger Prinz schon hatte exerzieren und Griffe üben müssen, wie auch er sich an die Strapazen des Dienstes hatte gewöhnen müssen, trotz seiner Jugend und seiner geringen körperlichen Kräfte. Gern und freudig hatte er gelernt, weil er wußte, daß der Arbeit auch der Lohn, der Erfolg winkt. Und das Besipiel, das er gegeben, sollte nicht seine Früchte bringen?

Zum ersten Mal in seinem Leben schämte sich Peter Hansen wirklich, er schämte sich, daß er bisher so wenig versucht hatte, dem hohen Beispiel nachzuahmen, daß er sich so wenig Mühe gegeben hatte, das zu erkennen, was von ihm verlangt wurde, er schämte sich seiner Gesinnungen, die ihn bisher beseelt und er nahm sich ernsthaft vor sich zu bessern, nicht nur dem Anzug nach, sondern auch dem Herzen nach ein Soldat, ein Liebling seines Königs zu sein.

Lange schon hatte der Tanz in dem großen Saal begonnen, die Musik ließ ihre lustigen Weisen ertönen und in buntem Durcheinander bewegten sich die Paare. Nur Peter Hansen stand noch ganz allein in einer stillen Ecke und hing seinen Gedanken nach, die immer und immer wieder zurückkamen auf den Ruf „Heil Kaiser Dir”.


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